[Einige Leute können dem Englisch schwer folgen bzw. können kein Englisch. Außerdem wollte ich den Text gerne selber haben. Also habe ich die von Youtube automatisch generierten Untertitel extrahiert, korrigiert, mit etwas Layout versehen und auch übersetzt. Die englische Version ist hier.]
Fight Club ist der wichtigste Film über den Zustand westlicher Männlichkeit in jüngster Zeit. Der Klassiker von 1999 beleuchtet schmerzlich die größte Krankheit unserer Zivilisation, nämlich die Entmannung des westlichen Mannes.
Kastrat: "Wir sind immer noch Männer"
Erzähler: "Ja, wir sind Männer, Männer sind wir."
Im Verlauf seiner Erzählung bietet der Film dem Zuschauer ein radikales Gegenmittel gegen diese Krankheit. Es präsentiert das philosophische Konzept des Nietzscheschen Übermenschen. Der namenlose Protagonist von Fight Club, einfach als "der Erzähler" bezeichnet, verkörpert einen typischen amerikanischen Verbraucher des späten 20. Jahrhunderts. Sein Leben ist ausschließlich dem Erwerb von Vermögen gewidmet, daß er in die Produkte internationaler Megakonzerne investiert.
E: "Ich blätterte Kataloge durch und fragte mich, welche Art von Esstisch mich als Person definiert"
Er wurde durch die egalitäre Konformität der postmodernen Gesellschaft gründlich entmannt, was ihn ängstlich, faul und völlig mittelmäßig gemacht hat. Der Nihilismus hat seine Seele bis zu einem Punkt verdorben, an dem er keinen klaren Zweck für seine Existenz identifizieren kann. Seine gelebte Erfahrung ist eine sich endlos wiederholende Schleife unbedeutender Ereignisse, aufgeteilt zwischen den Büros seines Arbeitgebers, Geschäftsreisen und dem erstickenden Komfort seiner mit Ikea eingerichteten Wohnung.
E: "Alles ist eine Kopie einer Kopie einer Kopie"
Dieser Teufelskreis der Sinnlosigkeit macht den Erzähler zu einem chronischen Schlaflosen. Er sucht Trost in einer Selbsthilfegruppe für Überlebende von Hodenkrebs. Hier trifft er auf eine Gruppe desillusionierter Männer, die aufgrund ihrer Krankheit eine echte Entmannung erlitten. Dieser sichere, männliche Raum wird für den Erzähler zu einer Form von Eskapismus, in dem er sich gut fühlen kann, indem er sich vom Elend anderer nährt.
Dies erweist sich jedoch als kurzlebiges Arrangement. Die Verzerrung der Realität verschwindet sofort, als eine Frau namens Marla Singer sich ihrer Gruppe anschließt. Dies erinnert den Protagonisten unbewusst an seine eigene Entmannung. Insgeheim fühlt er sich zu ihr hingezogen, verleugnet diese Tatsache jedoch weiterhin, um nicht seiner eigenen Impotenz zu begegnen. Seine Schlaflosigkeit kommt wieder auf, was zu einer dissoziativen Identitätsstörung führt.
E: "Wenn Sie zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort aufwachen, könnten Sie dann als eine andere Person aufwachen?"
Hier stellt die Handlung Tyler Durden vor, der - ohne daß der Erzähler es weiß - eine Projektion seines gestörten Geistes ist. Tyler repräsentiert seinen innigen Wunsch, Entmannung und Nihilismus zu überwinden. Dies wird zum Hauptkonflikt des Charakterbogens des Erzählers. Sein altes impotentes Selbst kämpft gegen seine neue hyper-maskuline Identität um die Vorherrschaft.
Letztlich geht es in der Geschichte darum, zu werden, wer man wirklich ist. Tylers Strategie, seine andere Hälfte zur Erleuchtung zu führen, besteht darin, eine zeitgenössische Interpretation der Nietzscheschen Philosophie zu predigen.
Der Film selbst fungiert als Allegorie für das Hauptwerk des Philosophen aus dem 19. Jahrhundert, das Buch "Also sprach Zarathustra". Die zentrale Geschichte dreht sich hier um die Figur Zarathustra, die den großen ungewaschenen Massen predigt, dass Gott tot ist und der Mensch sich daher weiterentwickeln oder vernichtet werden muss. Nietzsche bietet darin auch eine harte Kritik am westlichen Christentum. Dessen am meisten betonter Wert sei die Suche der Menschheit nach Wahrheit, die sie in Form des eigenen Dogmas anbiete.
Dies führte dazu, dass die Zivilisation ständig nach der Wahrheit suchte, was in der Entdeckung der wissenschaftlichen Methode und dem Aufkommen des Zeitalters der Aufklärung im 18. Jahrhundert gipfelte. Dies wiederum führte zum Niedergang des Christentums im Westen. Die Implikationen davon waren jedoch düster, denn die Widerlegung dieser höchsten aller Überzeugungen führte zu Zynismus gegenüber allen anderen vermeintlichen Meta-Wahrheiten und -Werten.
Der existentielle Nihilismus, der Glaube, dass es keinen objektiven Sinn der Existenz gibt, ist seither zur vorherrschenden Quasi-Religion der westlichen Zivilisation geworden. Zarathustra warnt die Massen vor den Gefahren des Nihilismus, da die Unfähigkeit für Werte in die Ära des sogenannten Letzten Mannes führt, eine Zeit, in der der Mensch stagniert, da er keine Bestimmung hat. Er wendet sich daher von der Schöpfung ab, hin zu endlosem Konsum und Apathie.
An dieser Stelle kehren wir zum Fight Club und zum Erzähler zurück, der den verachtenswerten Letzten Mann darstellt. Seine Haltung ist zynisch und pessimistisch, trotz der vermeintlichen Erfüllung, die er im sinnlosen Konsum findet. Tief in seinem Inneren ist ihm jedoch bewusst, daß seine Zeit langsam davonläuft und er dabei nichts erreicht.
E: "Das ist dein Leben und es endet eine Minute nach der anderen."
Seine Namenslosigkeit oder anders gesagt Austauschbarkeit spiegelt die Massen von "Also sprach Zarathustra". Sie sind sich auch bewusst, dass sie die chronische Sinnlosigkeit ihres Lebens mit hedonistischem Konsum betäuben.
Größere Männer, wie Zarathustra selbst oder diejenigen, die handeln und etwas schaffen, werden heimlich beneidet, aber öffentlich verspottet. Am Ende passen sich die Leute der Mittelmäßigkeit ihrer Nachbarn an, entweder weil sie die öffentliche Beschämung fürchten oder einfach nur faul sind, was auf die meisten Männer zutrifft. Dies ist ein Beispiel für Nietzsches Idee der Sklavenmoral, die eine Haltung von Gehorsam, Geduld und Demut beinhaltet. Das Ergebnis ist die postmoderne Gesellschaft, wie wir sie kennen, die Schwäche und Pazifismus als Tugenden predigt und Opfertum zur Heiligkeit erhebt. Die Schwachen verachten die Starken und fangen deshalb an, deren Errungenschaften mit bissigen Verleumdungen anzugreifen. Die Massen beseitigen den Individualismus von innen und verwandeln die westliche Zivilisation in einen egalitären und im Niedergang begriffenen Albtraum.
Tyler Durden übernimmt die Rolle des Zarathustra im inneren Dialog des Erzählers und predigt zu sich selbst über den Untergang der Zivilisation.
TD: "Mord, Kriminalität, Armut, diese Dinge kümmern mich nicht. Was mich betrifft, sind Promi-Magazine, Fernsehen mit 500 Kanälen, der Name eines Typen auf meiner Unterwäsche, Rogaine, Viagra, Olestra"
E: "Martha Stewart"
TD: "Scheiß auf Martha Stewart, Martha poliert das Messing der Titanic, es geht alles unter, Mann."
Er lehnt die Vorstellung ab, dass die Anhäufung von Eigentum durch sinnlose Arbeit eine von Natur aus sinnvolle Aufgabe sein kann, da sie uns eher die Fähigkeit nimmt, uns auf wirklich wichtige Aufgaben zu konzentrieren.
TD: "Dinge, die du besitzt, besitzen am Ende Dich."
In einem katastrophalen Ereignis wird die Wohnung des Erzählers durch eine Explosion zerstört, was seine persönliche Transformation beschleunigt. Dies richtet seinen Fokus auf die Selbstverwirklichung, einen Prozess, den er in seinen Interaktionen mit Tyler visualisiert. Ein Schlüsselaspekt von Tylers Ansatz ist das Thema der Selbstzerstörung, oder wie er es ausdrückt
TD: "Selbstverbesserung ist Selbstbefriedigung. Aber Selbstzerstörung..."
Er ermutigt den Erzähler, ihn nach ihrem ersten Treffen in Loose Tavern zu schlagen. Dies eskaliert zu einem Vollkontaktkampf. Diese Art von grobem Spiel bricht die innere Verdrahtung des Erzählers vom Typ Letzter Mann auf.
Nach Nietzsche fällt die Entstehung des existenziellen Nihilismus mit der Rückkehr der Todesangst zusammen. Der westliche Mensch hat seinen Glauben an das Jenseits als positive Aussicht verloren. Das ein Leben lang erfahrene Leiden wird daher verstärkt, weil es keine himmlische Erlösung gibt, die den Schmerz lindert. Die postmoderne Zivilisation beschäftigt sich hauptsächlich damit, genau diesen Schmerz zu betäuben. Sie leugnet das Leiden als kritisches Element der menschlichen Erfahrung, dämonisiert jede Form von Gewalt und fördert hedonistischen Eskapismus.
Der Wunsch, eine Gesellschaft aufzubauen, die den Wert von Schmerz und Leid leugnet, ist zutiefst utopisch, was zu einer ständigen Expansion des Staates führt. Dieser bietet an, seine Bürger vor dem Tod zu schützen und gleichzeitig Freude und Komfort zu bringen. Nietzsche ist von dieser Vorstellung angewidert, da er glaubt, daß der Staat den Menschen zu bloßen Herdentieren macht, die ohne Wissen über ihre eigene Sterblichkeit und ohne Bestimmung leben. Stattdessen schlägt er vor, sich der eigenen Sterblichkeit frontal zu stellen, was notwendig ist, um die Todesangst zu überwinden. Er lehnt die andere Weltlichkeit ab, die sowohl das Christentum als auch der säkulare Staat der Menschheit bieten.
Der Kampf mit Tyler führt den Erzähler in die Idee ein, Schmerz und Leid als etwas anzunehmen, das ebenso Teil der menschlichen Erfahrung ist wie Vergnügen und Komfort. Die Selbsthilfegruppen dienten ihm nur dazu, die unvermeidliche physische Zerstörung seines menschlichen Körpers zu leugnen. Kämpfe hingegen ermöglichen es ihm, sich seiner eigenen Vergänglichkeit zu stellen.
[Nach einem Kampf zieht sich der Erzähler einen Zahn heraus]
TD: "Hey, [unverständlich] fällt auseinander"
Diese Art der Neuverkabelung wird für andere Letzter-Mann-Typen sehr attraktiv, die Zeugen des Kampfes des Erzählers mit sich selbst werden. Auch sie sind kastriert von der lebensverweigernden Komfortsuche und der von Großunternehemen geprägten eskapistischen amerikanischen Kultur.
Innerhalb weniger Wochen wird ein Fight Club gegründet, in dem sich wöchentlich Männer treffen, um zu kämpfen. Im Keller von Loose Tavern finden die unzufriedenen Männer spirituelle Erlösung und Gewalt, sodaß sie den Sinn der Männlichkeit wieder entdecken. Die Evolution von Testosteron war kein Zufall. Die natürlichen Eigenschaften eines Mannes sind erhöhte Stärke und Aggression. Dies war unerlässlich, um den Nachwuchs zu schützen und zu versorgen, eine Rolle, ohne die die Zivilisation niemals möglich gewesen wäre.
Die heutige Gesellschaft ersetzt die traditionelle Rolle des einzelnen Mannes durch das staatliche Gewaltmonopol. Folglich feminisiert es Männer, indem es ihre biologischen Tendenzen unterdrückt. Manche Männer werden jedoch nie befriedet. Die Wahrheit ist, dass Männer für Leiden geschaffen wurden, Männer wurden zum Kämpfen geboren, das heißt Männer wurden zum Erschaffen geboren. Schöpfung ist jedoch kein passiver Prozess, da sie den Einsatz von Kraft erfordert. Nietzsche hat einmal formuliert, daß jede Schöpfung irgendeine Form der Zerstörung erfordert.
Der Übermensch ist sich bewusst, daß sein Leben in der Vernichtung enden wird. So überwindet er den schlichten Lebenswillen und nimmt stattdessen den Willen zur Macht an. Er formt seine Umgebung mit Kraft, um etwas zu schaffen, das seine kurze Existenz überdauert. Aber dafür muss er anhaltende Schmerzen, Leiden und Zerstörung in Kauf nehmen, als Teil des Prozesses.
Die frustrierten Letzten Männer entdecken im Fight Club zwei Wahrheiten. Die erste ist, dass sie sich mit Härten auseinandersetzen müssen, um die Unvermeidlichkeit des Todes wirklich zu akzeptieren. Zweitens müssen sie ihr postmodernes Selbstverständnis zerstören, bevor sie ihre Entmannung überwinden können, um etwas Neues zu schaffen. Es stellt sich heraus, dass Tyler den Erzähler auf diesen Weg gebracht hat, indem er seine alte Wohnung zerstört hat. Dies löst den Protagonisten gewaltsam aus seiner materialistischen Obsession und ist der erste Schritt zur Zerstörung seines postmodernen Selbstverständnisses.
Tyler versteht jedoch, dass die Ablehnung des Materialismus und der Beitritt zu einem Fight Club nicht ausreicht, um den Erzähler grundlegend neu zu polarisieren.
TD: "Ich sage das über Marla: Sie versucht, den Tiefpunkt zu erreichen"
E: "Oh was, und ich nicht?!"
TD "Dir Federn in den Hintern zu stecken macht dich nicht zum Hühnchen"
Ein Teil vom Erzähler klammert sich noch immer an sein früheres Ich, denn in seinem Innersten ist er immer noch ängstlich, was ihn daran hindert, sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen.
E: "Was machen wir heute Abend?"
TD: "Heute Abend machen wir Seife."
Tyler betont den Akt des Menschen sich selbst zu opfern als ultimativen Ausdruck des Heldentums, angesichts seiner sicheren Vernichtung. Den Wert des Schmerzes zu ertragen und zu akzeptieren, ist eine Eigenschaft höherer Menschen. Dazu ist der Erzähler jedoch zunächst nicht in der Lage, obwohl er behauptet, erleuchtet zu sein.
E: „Was ist das?
TD: "Das ist eine chemische Belastung."
[Fixiert die Erzählerhand am Tisch und kippt starke Säure darauf. Der Erzähler schreit vor Schmerz]
TD: "Die erste Seife wurde aus der Asche von Helden gemacht, wie der erste Affe, der ins All geschossen wurde. Ohne Schmerzen, ohne Opfer hätten wir nichts!"
Was Tyler in dieser Szene erreicht, ist, das Dilemma des existenziellen Nihilismus aufzuzeigen. Wenn Gott uns verlassen hat, stehen wir vor zwei Möglichkeiten. Wir können entweder der Realität entfliehen oder uns der Tatsache stellen, daß uns niemand außer uns selbst vor unserem tödlichen Leiden retten wird. Um Letzteres zu wählen, muss man klar und mutig sein. Angst hingegen würde nur zu Ersterem zurückführen.
TD: "Ich muss die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Gott dich nicht mag. Er hat dich nie gewollt. Aller Wahrscheinlichkeit nach hasst er dich. Du musst wissen, nicht fürchten, wissen, dass du eines Tages sterben wirst."
E: "Du weißt nicht, wie sich das anfühlt! [meint die Säure an seiner Hand, aber Tyler zeigt ihm seine eigene Narbe von einem Säurebrand]
TD: "Erst nachdem wir alles verloren haben, können wir alles tun."
Nietzsche selbst glaubte, dass das Höchste aus der tiefsten Tiefe zur Höhe kommen muss, das heißt, der Mensch müsse auf seinen absoluten Tiefpunkt treffen, um die Endlichkeit seines eigenen Daseins wirklich zu erfassen. Nur dann kann er sein kurzes Leben positiv annehmen und sich zu dem Übermenschen entwickeln, der seine eigene Bestimmung erschafft und Maßnahmen ergreift, um sie zu erfüllen.
TD: "Herzlichen Glückwunsch, Du bist dem Tiefpunkt einen Schritt näher gekommen."
Tyler führt die anderen Männer des Fight Club weiterhin in die Vorstellung ein, dass sie zu einer Generation von Letzten Männern gehören, die in eine homogene Herde westlicher Verbraucher verwandelt wurden, die von einer Reihe falscher Erwartungen fehlgeleitet wurden.
TD: "Werbung lässt uns Autos und Klamotten hinterherjagen, Jobs, die wir hassen, damit wir uns Mist kaufen können, den wir nicht brauchen. Wir sind die mittleren Kinder der Geschichte, Mann. Keine Bestimmung, keinen Platz, wir haben keinen großen Krieg, keine große Depression. Unser großer Krieg ist ein spiritueller Krieg. Unsere große Depression ist unser Leben."
Den Mitgliedern des Fight Clubs schreibt er große unerfüllte Potenziale zu, die Nietzsches Vorstellung vom höheren Menschen widerspiegeln. Der Philosoph kommt zu dem treffenden Schluss, dass der Niedergang des Christentums unweigerlich zur Entstehung egalitärer Massenbewegungen in der gesamten westlichen Welt führe. Sie alle teilen eine direkte Abstammung von ihren religiösen Vorfahren. Jedoch hat die christliche Moral ursprünglich das Konzept der leeren Tafel populär gemacht, der Mensch sei nach dem Bilde Gottes geschaffen und enthalte daher ein Element der Göttlichkeit in der Seele. Nietzsche sieht dieses Dogma der fundamentalen Gleichheit als Gift für die Menschheit, weil es von der mittelmäßigen Masse benutzt wird, um die Sklavenmoral durchzusetzen.
Er verachtet sowohl den Sozialismus als auch die liberale Demokratie als unnatürliche Ideologien, die bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zur Dominanz der nihilistischen Herde der westlichen Welt führen werden. In Nietzsches Buch kommt der Prophet Zarathustra schließlich zu dem Schluss, daß die Massen die Bedeutung des Übermenschen als Antithese zum entarteten Letzten Mann für das zivilisatorische Überleben nicht akzeptieren wollen. Stattdessen versammelt er eine Gruppe höherer Männer, in denen er das Potenzial für Größe und die Bereitschaft sieht, den egalitären Griff der Herde zu überwinden.
Tyler ahmt diesen Ansatz nach, indem er eine Gruppe engagierter Anhänger aufbaut, die versuchen, die entmannende Natur der zeitgenössischen westlichen Gesellschaft zu überwinden. Der Fight Club wird zu Project Mayhem, wo Rekruten ihre Beharrlichkeit beweisen müssen, bevor sie den falschen Individualismus ablegen, den die Konsum- und Werbekultur ihnen verkauft hat.
TD [zu den Rekruten]: „Du bist nicht dein Job. Du bist nicht wie viel Geld du auf der Bank hast, nicht das Auto, das du fährst, du bist nicht der Inhalt deiner Brieftasche. Du bist nicht deine verdammte Khakihose. Du bist der singende, tanzende Mist der Welt."
Was diese Männer eint, ist, daß ihr Leben ohne Sinn und Bestimmung ist und sie beschließen, sich für eine größere Idee zu opfern.
TD: "Wie ein Affe, der bereit ist, in den Weltraum geschossen zu werden, ein Weltraumaffe, der bereit ist, sich für das Gemeinwohl zu opfern"
Tyler bereitet sie auf einen spirituellen Krieg vor, um die unnatürliche Ordnung der postmodernen Gesellschaft zu stürzen:
TD: "Du bist nichts Besonderes. Du bist keine schöne oder einzigartige Schneeflocke. Du bist dieselbe zerfallende, organische Substanz wie alles andere."
E: "Tyler hat sich eine Armee aufgebaut."
Sein ultimatives Ziel ist die Zerstörung der Mentalität des Letzten Mannes, die eine Zivilisation der Mittelmäßigkeit und des Niedergangs geschaffen hat. Die Gruppe verwüstet zunächst verschiedene unbelebte Gegenstände, gezielt, weil sie die Unternehmensmentalität der westlichen Konsumkultur symbolisieren.
Dem Erzähler wird diese Situation zunehmend unangenehm, da er die immer größer werdende Reichweite von Tylers Bewegung fürchtet. Dies offenbart seine verbleibende Verbundenheit mit der etablierten Ordnung, vor allem weil er die Folgen eines Umsturzes fürchtet. Seiner Meinung nach sollte Fight Club eine hochrangige Selbsthilfegruppe sein und hätte sich nie zu etwas Größerem entwickeln dürfen. Dies hätte jedoch bedeutet, daß die wöchentlichen Kellerkämpfe für diese Männer nur eine Möglichkeit gewesen wären, der entmannenden Natur ihres Alltags zu entfliehen, in eine imaginäre Eishöhle eines Selbsthilfeseminars zu flüchten oder in den Keller einer lokalen Bar.
Beides wäre nicht grundlegend anders gewesen. Tyler versteht, dass Fight Club immer nur als Einführung in eine abweichende Denkweise dienen kann, aber das logische Endspiel müsste die Etablierung einer neuen zivilisatorischen Ordnung sein. Project Mayhem ist die praktische Umsetzung dieser Ambition. Der Hauptzweck besteht darin, zentralisierte Finanzinstitute zu zerstören, um den unvermeidlichen Zusammenbruch des gegenwärtigen Systems zu beschleunigen. Sein zweiter Zweck besteht darin, ein dezentralisiertes Netzwerk von spirituellen Kriegertypen zu schaffen, die das aristokratische Rückgrat der neuen Ordnung bilden, die aus dem resultierenden Chaos entstehen wird.
Der Übermensch wird aus der dunklen Wolke der Menschheit geboren und wird diesen Prozess durch das umsetzen, was Nietzsche als "Neubewertung aller Werte" bezeichnet. Dies wird die konventionelle Sklavenmoral in Frage stellen und zielt letztendlich darauf ab, die nihilistische Leere, die der metaphorische Tod Gottes hinterlassen hat, mit einer neuen Reihe von Werten zu füllen, die die Selbstherrschaft über den menschlichen Geist betonen. Die Werte des Materialismus und Egalitarismus werden wegen ihrer entmannenden und unechten Natur abgelehnt.
TD: "In der Welt, die ich sehe, stapfst du durch den verdammten Canyon-Wald rund um die Ruinen des Rockefeller Centers. Du wirst Lederkleidung tragen, die den Rest deines Lebens hält. Du wirst die Anhöhe erklimmen, die die Ranken verdeckt, die den Sears Tower umhüllen. Und wenn Du nach unten schaust, wirst du winzige Gestalten sehen, die Korn dreschen und Wildbretstreifen in die leere Fahrgemeinschaftsspur einer verlassenen Autobahn legen."
Der Erzähler durchlebt eine sogenannte Naherfahrung in Form eines Autounfalls, nach dem ihn sein psychologisches Alter Ego und Quasi-Vaterfigur Tyler verlässt. Dies ermöglicht es dem Erzähler, das Fortschreiten seiner eigenen Bewegung mitzuerleben, was ihn sofort erschreckt, besonders als er erkennt, daß sich die Menschen tatsächlich für diese größere Sache aufopfern.
Mann: "Im Tod hat ein Mitglied von Project Mayhem einen Namen. Sein Name ist Robert Paulson, sein Name ist Robert Paulson, sein Name ist Robert Paulson, sein Name ist Robert Paulson..."
E: "Kommt schon Leute, das... hört auf!"
Alle anderen Männer: "...sein Name ist Robert Paulson, sein Name ist Robert Paulson."
Bei weiteren Nachforschungen erfährt er, daß im ganzen Land Fight Club Ableger entstanden sind, was ihn dazu führt, Tylers wahre Natur als Teil seiner Vorstellung zu entdecken.
E zu Marla: "Sag meinen Namen!"
Marla: "Tyler Durden, Tyler Durden, du verdammter Freak, was ist los?"
E zu TD: "Tyler, ich verstehe das nicht!"
TD: "Du hast nach einem Weg gesucht, dein Leben zu ändern. Du könntest das nicht alleine tun. All das, was du dir wünschst zu sein, das bin ich. Ich sehe aus, wie du aussehen willst, ich ficke, wie du ficken willst, ich bin klug, fähig und vor allem frei auf alle Arten, die du nicht bist. [...] nach und nach lässt du dich einfach zu... Tyler Durden werden."
E: "Nein, du hast ein Haus..."
TD: "in deinem Namen gemietet"
E: "... du hast Jobs, du hast ein Leben...""
TD: "Du hast Nachtjobs, weil Du nicht dort schlafen kannst, wo du Seife machst"
E: "Marla, du fickst Marla, Tyler"
TD: "technisch gesehen fickst du Marla, aber für sie ist es alles das Gleiche"
E: "Oh, mein Gott..."
Dies repräsentiert den von Nietzsche beschriebenen Prozess des Selbst-Werdens. Indem der Erzähler die Vision ablehnt, wie sich ein westlicher Mensch verhalten sollte, wie es vom System selbst definiert wird, und er stattdessen einen Lebensstil annimmt, der die Natur dessen verkörpert, was ein Mensch tatsächlich ist, wird er langsam aber sicher zu einem Individuum in einer Herde namenloser Letzter Männer. Der Kampf darum, Tyler Durden als die authentische Identität des Erzählers zu akzeptieren, ist der ultimative Zweck des Films Fight Club. Dies kann nur erreicht werden, indem der unauthentische Aspekt seiner Identität zerstört wird, ein Prozess, der natürlich zum Widerstand des früheren Selbst führt, um zu überleben. Der Erzähler stellt sich der örtlichen Polizei und informiert sie über Project Mayhem, um den geplanten Angriff auf die oben genannten Finanzinstitute zu sabotieren. Die Polizei wurde jedoch von Mitgliedern des Project Mayhem infiltriert, die dann versuchen, den Erzähler physisch zu kastrieren. Er wehrt sich jedoch erfolgreich gegen seine eigenen Männer und kann fliehen.
E: „Ich rannte, bis meine Muskeln brannten und meine Adern Batteriesäure pumpten. Dann rannte ich noch ein bisschen.“
Die Sabotage der Bewegung, die den Erzähler aus dem Zustand der Apathie und des Nihilismus holte, um den Status quo zu schützen, beweist, dass er immer noch vom System entmannt ist.
TD: "Das Beste, was Du je getan hast"
E: "Nein, ich kann das nicht zulassen"
TD: "Du weisst, dass es in zehn anderen Gebäuden noch zehn weitere Bomben gibt"
E: "Verdammt noch mal, seit wann geht es bei Project Mayhem um Mord?!"
TD: "Die Gebäude sind leer. Die Sicherheit, Wartung, alles unsere Leute. Wir töten niemanden, Mann, wir befreien sie!"
E: "Gott war tot, sie haben ihm in den Kopf geschossen."
TD: "Wenn du ein Omelett machen willst, musst du ein paar Eier zerbrechen."
In einer vorletzten Szene wird der innere Konflikt zwischen dem Erzähler und Tyler visualisiert, wobei Ersterer von Letzterem ausgeweidet wird. Schließlich stürzt sich der Protagonist eine Treppe hinunter und landet im metaphorischen Nitzscheschen Sinne auf dem absoluten Tiefpunkt. Der Erzähler findet sich nun im letzten imaginären Gespräch mit Tyler wieder.
E: "Das ist zu viel. Ich will das nicht!"
TD: "Was willst du? Willst du zurück in den Scheißjob, die verdammte Appartmentwelt, Sitcoms schauen? Fick mich, ich werde das nicht tun!"
Zu diesem Zeitpunkt hat er ein Maximum an Schmerzen und Leiden ertragen. Er kann die folgenden Ereignisse nicht stoppen, aber zum ersten Mal handelt er aus eigener Initiative.
[Der Erzähler hat eine Waffe]
TD: "Hey, gut für dich, ändert aber nichts."
E: "Tyler, ich möchte, daß du mir wirklich zuhörst. Meine Augen sind offen." [Er schießt sich in den Kopf]
Dieser Akt symbolisiert seine Verwandlung von einem desillusionierten namenlosen Verbraucher zum individuellen Tyler Durden, der die Qualitäten von Zarathustras Übermensch verkörpert. Er akzeptiert Leiden und Tod als Teil der menschlichen Erfahrung und tut dies ohne Angst in einem klaren Geisteszustand. Indem er den Abzug drückt, entfernt er bereitwillig alle Bindungen an sein früheres Leben und die Erwartungen der postmodernen Gesellschaft, während er die Möglichkeit der sofortigen Vernichtung voll annimmt. In diesem Moment wird sein früheres Selbst zerstört, da er seine Männlichkeit wiedererlangt, indem er Maßnahmen ergreift und sich für einen höheren Zweck opfert.
Er gibt alle Illusionen von Hoffnung oder Kontrolle auf, weil sie ihn sein ganzes Leben lang beschwichtigt haben. Tyler gewinnt die Freiheit zurück, seinem Leben einen Sinn zu geben, denn alle Ablenkungen verschwinden in der Sekunde, in der er dieser Sterblichkeit frontal gegenübersteht. Die Kugel geht nur durch seine Wange, tötet aber metaphorisch die Projektion von Tyler, weil sie jetzt überflüssig geworden ist. Indem er seine imaginäre Vaterfigur tötet, wird Tyler sein eigener Herr. Unabhängig und frei, eigene Entscheidungen zu treffen, spiegelt dies die Essenz der Lehre Zarathustras wider, in der Gott der Vater ist und die Menschheit nach seinem Tod ihre eigene Mittelmäßigkeit überwinden muss, um einen höheren Seinszustand zu erreichen und die Leere des Nihilismus mit Sinn zu füllen.
Folglich akzeptiert Tyler nicht nur sein neues Selbst, sondern auch seinen endgültigen Bruch mit der postmodernen Gesellschaft, der durch die kulminierende Explosion und vor allem seinem Begehren nach Marla Singer symbolisiert wird. Sie war der Grund, warum seine Impotenz zur Erschaffung seines imaginären hyper-maskulinen Alter Egos eskalierte. Seine Charakterverwandlung ermöglicht es ihm nun, endlich die Entmannung zu überwinden, indem er sich auf eine ehrliche Liebesbeziehung einlässt.
Dies wird durch ein einzelnes, vulgäres Bild unterbrochen, das während der letzten Einstellung des Films über den Bildschirm flimmert:
TD: "Schöner, großer Schwanz!"
Alles in allem ist Fight Club keine einfache Geschichte, aber für viele Männer unserer Generation nachvollziehbar. Es spiegelt Nietzsches Überzeugung wider, daß die westliche Zivilisation seit der Selbstzerstörung traditioneller christlicher Werte in die Mittelmäßigkeit versinkt. Westliche Männer leiden an einer Krankheit, die man nur als Entmannung bezeichnen kann, die aus existenziellem Nihilismus und Todesangst resultiert.
Anstatt sich heroisch der Unausweichlichkeit ihrer körperlichen Vernichtung zu stellen, suchen sie Zuflucht in sinnlosen Aktivitäten wie Hedonismus, Konsumismus und Selbstverbesserung. Die daraus resultierende postmoderne Gesellschaft ist eine, die von faulen, ängstlichen und ohnmächtigen Letzter-Mann-Typen geprägt ist, die sich unter dem Vorwand der Gleichheit gegenseitig runterziehen. Fight Club zeigt den spirituellen Weg eines solchen Mannes, seine metaphysische Impotenz zu überwinden und letztendlich das System selbst, indem er Schmerz und Leiden mutig annimmt. Erst sobald er sein psychologisches Selbstverständnis aufgegeben hat, kann er seine Männlichkeit und die Freiheit zur Schaffung einer sinnvollen Existenz wiedererlangen.
Ich meine, es lohnt sich zu bedenken, dass die Selbstzerstörung, der Schmerz und das Leiden, die im Film sehr körperlich dargestellt werden, individuell interpretierbare Metaphern sind. Es gibt ein Audio von Osho, in dem er sagt, dass wir Gefahr brauchen, um wirklich lebendig zu werden, aber er weist darauf hin, dass diese Qualität auch psychologisch und spirituell erfahren werden kann, nicht nur physisch.
Komischerweise, wenn die Todesangst dazu führt, dass man aus einem falschen Sicherheitsgefühl heraus Risiko eingeht, lässt das das Leben tatsächlich viel kürzer erscheinen im Vergleich zu einem aufregenden Leben, in dem sich die Zeit subjektiv tendenziell verlängert. Eskapismus führt also tatsächlich zu einem „früheren“ Tod. Tief im Inneren wissen diese Menschen, dass sie ihr Leben verschwenden, was den heimlichen Neid und die Tendenz hervorruft, diejenigen zu beschämen, die exzellent sind, um zu vermeiden, sich ihrer eigenen Realität zu stellen.